Krieg und Frieden in Málaga
- oliversdrojek
- 7. Feb. 2022
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. März 2022
Der Westen blickt auf Russland und die Ukraine. Die Nato warnt vor einem Krieg im Osten Europas, noch im Februar könne es so weit sein. Am anderen Ende des Kontinents an der Costa del Sol kann man sich derweil mit der russischen Kunstgeschichte zwischen Krieg und Frieden beschäftigen: „Guerra y Paz“ heißt die Ausstellung, die bis April 2022 in einer Dependance des Russischen Staatsmuseums Sankt Petersburg zu sehen ist. Mit dem Titel des berühmten epischen Romans, präsentiert sie Schlachtenbilder aus der Zeit der Zaren, frühsowjetische Avantgarde und stalinistische Monumentalgemälde. Ein Bezug zu den Ideen Tolstois wird nicht hergestellt, der Begleittext erinnert an das Weltbild von Wladimir Putin. Warum findet so etwas fünftausend Kilometer von Moskau entfernt in Málaga statt, fragt man sich, und erhält überraschende Antworten.

Die Fábrica de Tabacos, zwischen 1927-29 im Stil des andalusischen Neoklassizismus errichtet, ist ein beeindruckendes Industriedenkmal westlich von der Altstadt im Arbeiterviertel Huelin. Auf einem 30 Hektar großen Areal besteht es aus mehreren zweistöckigen Gebäuden, in denen der spanisch-französische Konzern Altadis (Fortuna, Gitanes) bis 2002 Zigaretten drehte. Mit ihren eleganten architektonischen Linien, weißen Fassaden, hohen Fenstern, hellbraunen Ziegeleinfassungen, verspielten Türmchen und Spitzen ist die Tabacaria ein attraktiver Blickfang. Zu einer Seite wird sie von eng an eng stehenden Hochhäusern aus der späten Franco-Ära flankiert, zur anderen von der Strand- und Palmenpromenade Paseo Marítimo Antonio Banderas. Über einen repräsentativen Vorhof mit exotischen Jacaranda-Bäumen und keramikverziertem Springbrunnen erreicht man das Hauptgebäude, das vom spanischen Königswappen gekrönt ist. Hier befindet sich seit 2015 das Museo Ruso de Málaga. Im jährlichen Wechsel präsentiert es Werke aus dem über 400.000 Werke umfassenden Bestand des Russischen Staatsmuseums Sankt Petersburg.
Glanz und Gloria der Zaren
Nach der Sicherheits- und Temperaturkontrolle im Foyer, erreiche ich den ersten Saal der Ausstellung „Guerra y Paz“. Anhand von 183 Werken aus fünf Jahrhunderten biete die Schau „einen vollständigen Überblick der zwei antagonistischen und essenziellen Pole des Lebens“, so die Stimme aus dem Audioguide. Es ist halbdunkel im Museum. Die hohen Fenster sind verdeckt. Andalusiens Sonne muss draußen bleiben. Sie ist zu gleißend für die empfindlichen Gemälde aus dem Reich der Zaren, Popen und Sowjets, die vor blutroten Wänden hängen.
Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und folgt in sechs Sektionen der Geschichte Russlands. Die erste spannt einen immensen historischen Bogen aus fünf Jahrhunderten von der Konsolidierung des altrussischen Kernlandes zwischen Kiew und Moskau bis zur Herrschaft von Peter dem Großen. Den Auftakt bilden zwei Ikonenmalereien mit Darstellungen des Heiligen Georgs („Drachentöter“). Es folgt ein abrupter kunsthistorischer Sprung ins 19. Jahrhundert. Im Spiegel der akademischen Malerei der Zarenzeit betrachtet man kriegerische Episoden vom Mittelalter bis in die Neuzeit: den Kampf gegen die Invasionen aus Zentralasien („Mongolenstürme“), den Sieg über die „Goldene Horde“, die Scharmützel mit deutschen Ordensritten, Litauern und Polen unter Iwan dem Schrecklichen.

Russlands erster Zar wird uns in einem wandfüllenden Monumentalbild aus der Stalinzeit präsentiert: „Iwan der Schreckliche in Livland“ von Pawel Petrowitsch Sokolow-Skalja. Dargestellt ist des Zaren triumphaler Einzug in Kokenhusen (Koknese, Lettland), ein Ereignis, das die weibliche Flüsterstimme aus dem Audioguide als historische Leistung beschreibt, motiviert durch „die Notwendigkeit Russlands, Zugang zur Ostsee zu bekommen und die Gebiete zurückzuerobern, die von den deutsch-baltischen Ordensrittern illegal besetzt worden waren“. Die nichtrussische Geschichtsschreibung kennt eine andere Version: Der Livländische Krieg war eine Invasion der Russen, die prosperierende Hansestadt wurde verwüstet, die Einwohner verschleppt. Die Flüsterstimme verliert dazu kein Wort, ebenso wenig ruft sie in Erinnerung, dass das zwischen 1937 und 1943 entstandene Gemälde von Stalin in Auftrag gegeben wurde, um den sowjetischen Anspruch auf das seit 1918 unabhängige Estland zu reklamieren. Eine Forderung, die im Hitler-Stalin-Pakt vereinbart und mit dem Einmarsch der Roten Armee 1940 umgesetzt wurde.
Mit leicht betäubtem Ohr trete ich in einen anderen Raum, in eine andere Epoche, die „Zeit der Wirren“ zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Ein wandfüllendes Historiengemälde von 1891 aus der Hand Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagins, von Alexander III. in Auftrag gegeben, zeigt den Platz eines Wehrdorfes, auf dem sich eine bewegte Menschenmenge vor einer orthodoxen Kuppelkirche versammelt: Popen, Mönche, Wehrbauern mit langen Bärten und tragischen Gesten, die Verteidiger der Klosterburg. Eine komplexe, perspektiv- und detailreiche Bildkomposition, ein akademisches Meisterwerk. Die Stimme aus dem Audioguide deutet die Geschichte: „Ein 30.000 Mann starkes Heer aus Litauern, Polen, Kosaken und Armseligen, angeführt vom Falschen Dimitri, zog plündernd durchs Russland und belagerte das Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit. Die nur 1.600 Mann starke Garnison hielt dem Ansturm sechszehn Monate lang stand“.
Ich habe das Bild und den schummrigen Saal für mich allein. An einem Werktag im Januar zieht es nur wenige Besucher ins Russische Museum, trotz der prominenten Lage gegenüber von der Strandpromenade, wo sich auch Touristen aus nördlichen Breitengraden an den frühlingshaften Temperaturen erfreuen. „Es ist Nebensaison. Am Sonntag herrscht im Museum mehr Betrieb, dann ist der Eintritt kostenlos“, berichtet die junge Wächterin, die mir wie ein Schatten in die Epoche von Peter dem Großen gefolgt war. Vor der Seeschlacht bei Grönham – die Galeerenflotte unter dem Kommando von Michail Michailowitsch Golizyn kanoniert gerade die Großmachtrolle Schwedens in den Orkus der Geschichte – erinnert sie mich freundlich an das ordnungsgemäße Tragen des Mund-Nasenschutzes. Im Kampf mit meiner beschlagenen Brille war mir die Maske unter den Kinnladen gerutscht. Ich bemühe mich um die Einhaltung der Vorschriften und trete in die nächste Sektion: „Vaterländischer Krieg“. In einer spärlich beleuchteten Holzhütte tagt der Kriegsrat von Fili mit Generalfeldmarschall Kutusow. Es ist das Jahr 1812, im vierten und letzten Buch von „Krieg und Frieden“ beschrieben. Napoleon in Moskau, ein Pyrrhussieg, die hölzerne Hauptstadt geht in Flammen auf, Flucht der Grand Armée, General Winter. Zwei Jahre später marschiert Zar Alexander I. in Paris ein, Russland steigt zur Weltmacht auf.
Sehnsuchtsort Krim
„Vom Kaukasuskrieg bis zum ersten Weltkrieg“ ist die vierte Sektion. Die Epoche Tolstois. Ein ganzer Saal ist der Krim gewidmet. Zunächst ein Friedensbild: die Flotte des Zaren Nikolai I. 1846 vor Sewastopol. Blaue Meeresbucht, glorreiches Licht, „majestätische Schiffe, wie Vögel unter den Wolken des hellen Firmaments“, flüstert mir die Stimme ins Ohr. „Kaum vorzustellen, dass diese Titanen einige Jahre später auf den dunklen Meeresgrund sinken werden, nachdem sie die Stadt vor den englisch-französischen Angreifern verteidigten“. Der Kommentar bezieht sich auf den Krimkrieg 1853-56, der als 9. Türkisch-Russischer Krieg begann und in den die beiden westeuropäischen Mächte eingriffen, um die Expansion Russlands auf Kosten des Osmanischen Reiches zu verhindern (mit letzterem wollten die Briten allein fertig werden, das Empire fühlte sich stark genug für ein Great Game). Ich betrachte die See- und Landschlachten und lausche den Audio-Kommentaren („Die Flotte des Zaren schlägt die zahlenmäßig überlegenen Osmanen, ohne ein einziges Schiff zu verlieren“). Was die Flüsterstimme nicht erwähnt, ist der für Russland ungünstige Ausgang des Krimkrieges, das frustrierte Ziel, Zugang zum Mittelmeer und zum Balkan zu bekommen. Und was sagt Tolstoi? In der Ausstellung, die sich mit dem Titel seines Opus Magnums schmückt, ist der Titan der russischen Literatur nicht anwesend. Dabei hatte er als junger Offizier an den Kriegen im Kaukasus und auf der Krim teilgenommen – Erfahrungen, die ihn später von der militaristischen Politik des Zarenreichs distanzierten und schließlich zum Pazifisten und Anarchisten machten, sehr zum Ärger der orthodoxen Kirche, die ihn trotz seiner tiefen Religiosität exkommunizierte. Kein Bild von Tolstoi, kein Zitat, stattdessen staubaufwirbelnde Kavalleriestürme durch Turkmenistan, Expeditionen durch die verschneiten Wälder Finnlands, niedergestreckte Tscherkessen und Kirgisen, Kosaken bei einer Zigarettenpause, jubelnde Bulgaren in bunten Trachten, die das Heer ihrer panslawischen Brüder mit Brot und Salz empfangen.
Rote Kavallerie
Ohne Tolstoi hält die Avantgarde Einzug in Russland: Abstraktion, Futurismus, Konstruktivismus, Suprematismus...die Ismen explodieren und mit ihnen die Granaten eines neuen, nie dagewesenen Krieges, der anfangs in Moskau genauso enthusiastisch bejubelt wird wie in Berlin und Paris. „Der erste Weltkrieg, Bürgerkrieg und Großer Vaterländischer Krieg“ ist die vierte Sektion der Ausstellung. Ich verweile fasziniert vor dem 1915 entstanden Gemälde „Der deutsche Krieg“ von Pawel Filonow: eine fleisch- und blutfarbige Komposition aus dynamisch-divergenten Formen, ein Strudel aus verrenkten Gliedmaßen, verzerrten Gesichtern und gebrochenen Knochen, ein Kaleidoskop des Schreckens. Es erinnert mich an Picassos „Guernica“, welches dreißig Jahre später vor dem Hintergrund eines anderen Krieges entstehen sollte. Die Stimme aus dem Audioguide bestätigt meine Vermutung, erwähnt aber nicht, dass Pawel Filonow unter Stalin in Ungnade fiel, ab 1929 nicht mehr öffentlich ausstellen durfte. Kein Wort darüber, dass das Œuvre dieser singulären Erscheinung der russischen Avantgarde, das fast vollständig im Besitz des Russischen Staatsmuseums ist, in der Sowjetunion Jahrzehntelang unter Verschluss gehalten wurde.
Umso detailreicher sind die Ausführungen zu monumentalen Gemälden wie „Smolny: Alle Macht den Sowjets“ (Wladimir Kusnezow, 1934) oder „Kirow im Kaukakus“ (Rudolf Frentz, 1937), die unter Stalin entstanden, um die Oktoberrevolution mit einer eigenen Mythologie aus Helden und Märtyrern auszustatten. Plötzlich stehe ich vor dem Titelbild der Ausstellung: „Rote Kavallerie“ von Kasimir Malewitsch (1932). Reiter mit fliegenden Farnen im Wind stürmen nach links, aber sie sind nur winzige Striche und Tupfer am staubigen Horizont. Über ihnen lastet ein schwerer Himmel, der zwei Drittel der Bildfläche einnimmt, das untere Drittel besteht aus farbigen Linien und Balken. Das Werk steht für den maximalen Kompromiss, den der einflussreiche Erfinder des Suprematismus mit der Doktrin des Sozialistischen Realismus einging. „Es drückt die Tragik der letzten Etappe des Künstlers aus, die von Enttäuschung, Entfremdung und düsterem Pessimismus geprägt war“, flüstert die Stimme. Malewitsch starb 1935, die „Rote Kavallerie“ war das einzige (halb) abstrakte Gemälde, das in der Sowjetzeit anerkannt wurde. Doch das ist eine andere Geschichte, die im Begleittext nicht vorkommt.
Selfie mit Lenin
Arkadi Plastows Schreckensbild „Ein Faschist flog vorüber“ eröffnet die sechste Ausstellungssektion: „Der Große Vaterländische Krieg“. Das Gemälde zeigt einen toten Hirtenjungen auf dem Boden einer einsamen Herbstlandschaft. Das Vieh grast, der Schäferhund bellt, was die Tragik der Szene ungemein steigert. Sie ist mit großem Können so lebendig wiedergegeben, dass man meint, das Gedonnere der Stukas zu hören. Ein Dutzend Gemälde machen in der letzten Sektion der Ausstellung das ganze traumatische Ausmaß von Leid und Schrecken erlebbar. Man mag kein Freund des Sozialistischen Realismus sein, doch viele Werke dieses Genres, die während des Krieges und in den Jahrzehnten danach entstanden sind, gehen unter die Haut. Beim Anblick der Menschen, die im belagerten Leningrad Wasser aus der zugefrorenen Newa schöpfen (Nikolai Rutkowski, 1942), sinkt meine eigene Körpertemperatur. Der Junge in der Uniform der Roten Armee, der sich von seiner Mutter verabschiedet, erinnert mich an meinen eigenen Sohn. Schmach und Schande der Wehrmachtsoldaten, die sich auf dem Weg in die Gefangenschaft durch das zerbombte Stalingrad schleppen, sind meine eigenen. „Das Ende von Hitler“, gemalt vom Künstlertrio Kukryniksy, sperrt mich in die Enge des Führerbunkers ein, erinnert mich an die beklemmende Atmosphäre des Films „Der Untergang“.
Über den pastellfarbenen Kitsch der Siegesparaden und die goldstrahlenden Allegorien des Stalinschen Triumphes sehe ich hinweg. Mit ihnen schließt die Ausstellung, ganz so, als wäre hiermit Russlands letztes Kapitel von Krieg und Frieden geschrieben worden. Auf dem Weg zum Ausgang denke ich an zwanzig Jahre Afghanistan, an die Invasionen in Georgien, Tschetschenien, Dagestan, die Annexion der Krim, die Toten im Donbass, über fünfzehn Tausend sollen es sein. Im Foyer habe ich die Möglichkeit, in einer eigens dafür vorgesehenen Nische ein Selfie mit Lenin zu schießen. Ein junges Pärchen nutzt die Gelegenheit, Smiley, Schmollmund, Instagram.

Putins Dank
Ich gebe den Audioguide zurück, trete an die frische Luft und blinzele in der Sonne Andalusiens. Im Vorhof der Tabakfabrik wundere ich mich noch mehr als vor dem Besuch der Ausstellung, warum das Russische Staatsmuseum Sankt Petersburg gerade hier seinen einzigen Ableger im westlichen Ausland hat. Málagas Bürgermeister Francisco de la Torre von der bürgerlich-konservativen Partido Popular, der die Stadt seit 2000 regiert, hatte ursprünglich andere Pläne. 2007 bewilligte er knapp 28 Millionen Euro für ein Projekt mit dem privaten Konsortium „Royal Collections“, das in der Tabcaria ein weltweit einzigartiges Museum für Edelsteine und Goldschmuck eröffnen wollte. Das Konsortium bestand aus Geschäftsleuten der konservativ-aristokratischen Elite unter Führung von Don Francisco de Borbón y Escasany, dem Herzog von Sevilla. Es war die Zeit, als die Konjunktur in Spanien brummte und auch in Málaga reichlich Geld floss. Einen guten Teil davon steckte Bürgermeister Francisco de la Torre in neue Museen und die Kandidatur für die europäische Kulturhauptstadt 2016, die nicht von Erfolg gekrönt war. Das Edelsteinmuseum in der historischen Tabakfabrik, das im Rahmen des geplanten Großprojekts „Ars Natura“ auch kostbare Mineralien, exotische Vögel und Schmetterlinge zur Schau stellen sollte, würde dank des neuen Kreuzfahrtterminals bis zu 400.000 Besucher jährlich anziehen. Die Opposition im Rathaus, Nachbarschaftsverbände und Akademiker an der Universität Málaga, hielten die Pläne für maßlos übertrieben und forderten, in der 578.000-Einwohner-Stadt stattdessen die ärmeren Wohnviertel zu sanieren und die lokale Kulturszene zu fördern. Die Ars Natura-Blase platzte 2012: Das Museum öffnete für zwei Stunden ohne Strom- und Wasseranschluss mit leeren Vitrinen. Die Stadt und „Royal Collections“ schieben sich seitdem gegenseitig die Schuld für das Fiasko zu und streiten vor Gericht. Das Ansehen des Bürgermeisters war beschädigt, doch Francisco de la Torre fand einen neuen Verwendungszweck für die leeren Räume der Tabakfabrik. 2014 handelte er mit dem Russischen Staatsmuseum, wie schon im Jahr zuvor mit dem Pariser Centre Pompidou, die Eröffnung einer Zweigstelle aus. Es war das gleiche Jahr, in dem der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny erstmals unter Hausarrest gestellt wurde und Russland die Krim annektierte. Der konservative Politiker aus Andalusien beteiligte sich nicht am Protest aus dem Westen, und so konnte er im März 2015 ohne atmosphärische Störungen gemeinsam mit dem russischen Botschafter das Museo Ruso de Málaga eröffnen. Im ersten Jahr sollte es auf 150.000 Besucher kommen. Das Ziel wurde nur bis zur Hälfte erreicht, auch in den darauffolgenden Jahren war und ist das Museo Ruso mit rund 80.000 Besuchern das Schlusslicht unter den städtischen Museen.
Der Kreml ist Francisco de la Torre trotzdem zu Dank verpflichtet: Am 4. November 2018,
dem russischen „Tag der Einheit des Volkes“, überreichte Wladimir Putin in Moskau dem Bürgermeister die Puschkin-Medaille. Der andalusische Politiker zeigte sich beeindruckt und versicherte, „dass die noble russische Kultur ein Zuhause am Ufer des Mittelmeers hat, von wo aus sie in den Süden Europas und Norden Afrikas hineinstrahlt“. Eine Woche später wurde Alexej Nawalny an der Ausreise in den Westen gehindert, anderthalb Jahre später Opfer eines Giftanschlags. Francisco de la Torre hat sich öffentlich nie dazu geäußert. Auch das Säbelrassen im Winter 2021/22 gehört nicht in den Zuständigkeitsbereich des 79 Jahre alten Bürgermeisters. Stattdessen bemüht er sich um eine weitere russische Kultureinrichtung in Málaga: die erste Zweigstelle der Ermitage in Westeuropa, die eigentlich in Barcelona eröffnen sollte, aber von den dort regierenden Linken unter Ada Colau verhindert wurde. Málagas konservativer Bürgermeister stellt den Investoren ein Filetstück am Hafen in Aussicht, um der 40 Häuser umfassenden Museumslandschaft der Stadt eine zweite russische Krone aufzusetzen.
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